Automatische Lenksysteme sind in der modernen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Aus diesem Grund ist der praktische Umgang mit diesen in der Ingenieursausbildung an der HTL Ried für Agrar- und Umwelttechnik ein essenzieller Bestandteil.
Seit wenigen Jahren nehmen automatische Lenksysteme auch in der österreichischen Landwirtschaft ordentlich Fahrt auf. Spätestens seit das RTK-Korrektursignal “APOS“ für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung kostenfrei zur Verfügung steht, zählt dieses zu den meistverbreiteten digitalen Anwendungen in der heimischen Agrarszene. Die Benefits liegen klar auf der Hand und sind auch unmittelbar messbar. Betriebsmitteleinsparungen und damit Effizienzverbesserungen sind die zentralen Argumente, die für den Einsatz von Parallelführungs- und Lenksystemen sprechen. Weiters zeigt sich, dass vor allem der Faktor "Arbeitsqualität" bzw. "Fahrerentlastung" zunehmend an Bedeutung gewinnt - dies auch beim typischen österreichischen Nebenerwerbsbetrieb.
Besonders attraktiv ist die digitale Lenksystemnutzung für die jüngere Generation. An der HTL Ried mit dem Ausbildungsschwerpunkt Agrar- und Umwelttechnik versucht man daher auf vielfältigste Art und Weise Präzisionslandwirtschaft zu lehren und bei spannenden Projekten abzubilden.
Eines der aktuellen Projekte "Spuren im Schnee" führte die HTL-Jungtechniker zu einem Lenksystemtraining auf einer frisch beschneiten Wiese. Das modulare Profi-Technikset von TOPCON, das der Agrartechnik Ried für eine ganze Saison zur Verfügung stand, wurde dabei von Lehrern und Schülern aufgebaut und ausgiebig getestet. Die Spuren der im Projekt verwendeten Traktoren verliefen zentimetergenau über die frisch beschneite Wiese – eine perfekte Precision Farming Simulation!
Leider nicht in den Schnee mitkommen konnte der HTL eigene Oldtimer 26er-Steyr, der nach einer erfolgreichen Restaurierung ebenfalls ein digitales Lenksystem auf RTK-Basis verpasst bekam, denn der Anfahrtsweg war dann doch etwas zu weit und zu kalt. Bei dieser Lenksystem-Nachrüstaktion, die im Rahmen einer Diplomarbeit realisiert wurde, setzten die Rieder Jungtechniker im Sinne größtmöglicher Kosteneffizienz auf ein System von CEREA. Mit Hilfe des in der Rieder HTL gelehrten Wissens um Agromechatronik, Konstruktion, Elektrotechnik und 3D-Druck konnte dieses Projekt mit weniger als € 1.500 umgesetzt werden. Um der jüngeren Generation die neue Lenksystemtechnologie noch spielerischer näher zu bringen, wurde parallel zum 26er-Steyr das CEREA-Lenksystem auch auf einem Trettraktor der Marke Berg aufgebaut.
Wesentlich einfacher und günstiger als automatisierte Lenksysteme sind im Vergleich dazu Parallelfahranzeigen, wie etwa das onTRAK-System von Agricision. Wie der Name bereits verrät, handelt es sich dabei um ein visuelles Anzeigesystem zum Parallelfahren rein auf Basis von GNSS-Satteliten-Daten. Das Lenken muss hier allerdings weiterhin vom Fahrer übernommen werden. Für die Schülerinnen und Schüler der HTL Ried steht dieses System jederzeit zur Verfügung – es kann auf Wunsch mit nach Hause genommen und dort am eigenen Betrieb getestet werden.
Aber auch mit der Lenksystem high-end Version S-Tech von Steyr kann jederzeit von den Rieder Agrartechnikern zu Hause trainiert werden. Der Schultraktor Steyr 6165 IMPULS Profi-CVT (tractor to go) steht mit einem ab Werk ausgestatteten automatischen Lenksystem (inkl. Vorgewendemanagement) jederzeit für eine Übungsfahrt bereit. Der "tractor to go" der Rieder HTL ist ein österreichweit einzigartiges Projekt, das Theorie und Praxis auf ideale und innovative Art und Weise verbindet.
Videos:
https://youtu.be/1mK460qJk-0
(c) Bilder: B. Schneglberger und N. Holzapfel.